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Fremdsprachenspezifische digitale Kompetenz: Konstanz und Wandel der Ziele des Lehrens und Lernens romanischer Sprachen

39. Romanistiktag Universität Konstanz | 22.–25. September 2025

RomLab-Leitung und Kontakt
Verónica Böhm (Paris-Lodron-Universität Salzburg)
Christian Koch (Universität Siegen)
Janina Reinhardt (Universität Bielefeld)

Digitale Medien im Fremdsprachenunterricht sind alles andere als ein neues Thema. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Fremdsprachendidaktik mit der Frage, wie das Sprachenlernen durch den Computer erleichtert, die Motivation durch Gamification gefördert und der Fremdsprachenunterricht insgesamt als interaktives Erlebnis ausgestaltet werden kann. Dabei versteht sich das breite Spektrum des sogenannten Computer-Assisted Language Learning oftmals nach wie vor als Unterstützung im Aufbau kommunikativer Fertigkeiten für die konventionelle (d.h. analoge) Sprachverwendung. Durch Tablets und Smartphones hat sich der Zugang zum digitalen Raum jedoch so sehr vereinfacht und durch digitale Tools zur Spracherkennung bis hin zur KI-basierten Sprachproduktion (Gruber 2023) haben sich die kommunikativen Potenziale gerade in den Fremdsprachen so sehr erweitert, dass aus der einstigen Lernunterstützung durch den Computer längst eine ständige Begleitung und Transformation der Kommunikation geworden ist. Doch auch wenn der Lernort Schule immer digitaler wird, spiegelt sich dieser Wandel der kommunikativen Praktiken im Fremdsprachenunterricht häufig nicht wider. Die Gründe für das Festhalten an konventioneller Sprachkompetenz mögen sowohl institutionell im Hinblick auf Prüfungen und Sprachzertifikate als auch lebensweltlich im Hinblick auf analoge Kommunikation gerechtfertigt sein. Allein deshalb sollte der Fremdsprachenunterricht den Einsatz digitaler Medien allerdings nicht unterbinden und in die heimliche Nutzung drängen, vielmehr müssen die Durchführung von Online-Interaktion und die Verwendung von DeepL und ChatGPT aktiv geschult werden. Zumindest die Relevanz digitaler Kommunikationsformen wurde durch die Einführung der beiden Skalen zu Online-Gesprächen/Diskussionen und Online-Transaktionen/Kollaboration im Begleitband des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (Europarat 2020) offiziell anerkannt. Mit der Formulierung der ‚Fremdsprachenspezifischen digitalen Kompetenz‘ in der Neufassung der Bildungsstandards (Kultusministerkonferenz 2023) ist ein weiterer Impuls für das Umdenken in der Ausbildung kommunikativer Fertigkeiten hinzugekommen, der dort jedoch noch nicht konkretisiert worden ist (Rossa & Wilden 2024: 16–17). Während die digitale Kompetenz von Lehrenden bereits in einem fächerübergreifenden Curriculum, dem DigCompEdu (Europäische Kommission 2017), modelliert wurde, steht eine Konkretisierung der fachspezifischen Kompetenzen, wie auch der zu vermittelnden fremdsprachenspezifischen digitalen Kompetenz, noch aus. Das RomLab möchte sich deshalb damit auseinandersetzen, was diese Kompetenz beinhaltet, wie sie der Entwicklung neuester Technologien der digitalen Kommunikation standhalten kann und in welchem Verhältnis sie zu analogen Fertigkeiten steht.

Themenbereiche sind u.a. die folgenden:

  • Konzepte zu digitalen Kompetenzen (z.B. digitalisierte Sprachbewusstheit, Reinhardt 2023)
  • Praktiken computergestützter Kommunikation im Fremdsprachenunterricht (z.B. Schreiben, Wengler 2023, und Sprachmittlung, Arriagada 2024)
  • digitale Outputorientierung im Fremdsprachenunterricht (z.B. Kessler 2024)
  • fremdsprachliche Kommunikation in VR- und AR-Szenarien (z.B. Plötner & Nowotny 2023)
  • Potenziale digitaler Werkzeuge im Umgang mit Heterogenität (z.B. Inklusion und Mehrsprachigkeit, vgl. auch Diklusion nach Schulz 2021)
  • Kompetenzverschiebung und -neuorientierung bei der Arbeit mit KI-basierten Formaten (z.B. Buechel, Sánchez & Christopher in Vorbereitung)
  • internationaler Vergleich von Konzepten und Praktiken, insbesondere im romanophonen Raum

Das geplante RomLab zielt darauf ab, theoretische und praktische Ansätze zur Förderung der fremdsprachenspezifischen digitalen Kompetenz zu sammeln, zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Durch die Kombination von vorbereiteten Inputs, Impulsvorträgen, Diskussionen, kollaborativem Arbeiten und Materialerstellung soll ein Beitrag zur Fremdsprachendidaktik geleistet werden, der durch die Aufmerksamkeit für das neue Format eine besondere Wahrnehmung erfahren kann. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für den Austausch zwischen universitären Fachdidaktiker:innen, Lehrer:innen und weiteren Akteur:innen im Bildungsbereich, um gemeinsam innovative Ansätze zu digitalen Kompetenzen zu bearbeiten.

Möglichkeiten zur Teilnahme
Die Teilnahme an dem RomLab kann auf drei Arten erfolgen: mit einem eigenen Beitrag, als Teilnehmer:in an den Vorträgen und Gruppenarbeiten sowie (indirekt) durch ein schriftliches Statement zu der Thematik.

1. Call for Papers: Eigener Beitrag
Es sind konzeptuelle, empirische und unterrichtspraktische Beiträge willkommen, die sich mit Fragestellungen zur fremdsprachenspezifischen digitalen Kompetenz beschäftigen. Als Format ist eine inverted conference vorgesehen, in der (abgesehen von den Plenarvorträgen) keine längeren Vorträge vor Ort gehalten, sondern durch einen Input im Vorfeld gestaltet werden. Dabei kann es sich um ein Vortragsvideo, einen schriftlichen Beitrag oder eine andere Darbietungsform handeln, die im Rahmen der inverted conference kurz zusammengefasst und anschließend diskutiert wird. Diejenigen, die sich für die Teilnahme an diesem Format interessieren, werden um ein Abstract im Umfang von ca. 300 Wörtern gebeten. Bitte schicken Sie Ihr Abstract bis zum 31.12.2024 an Verónica Böhm, Christian Koch und Janina Reinhardt. Das Abstract muss Ihre(n) Namen und Ihre Affiliation(en) sowie einen Titel enthalten. Die definitive Zusage erfolgt spätestens bis zum 31. Januar 2025.

2. Teilnahme ohne eigenen Beitrag
Akteur:innen des Schulwesens und Fachlehrkräfte für romanische Sprachen sind auch ohne eigenen Beitrag herzlich willkommen. Am Vormittag werden wir Inhalte aus Plenarvorträgen und den eingereichten Beiträgen diskutieren und mit Hilfe einer kollaborativen Pinnwand sammeln, am Nachmittag werden in Gruppenarbeit praktische Unterrichtsvorschläge, Aktivitäten und Materialien erarbeitet. Entstandene Produkte sollen nachhaltig als Lehrmittel genutzt werden können. Es ist geplant, das RomLab als Fortbildungsangebot für Lehrkräfte über das Ausbildungsseminar Rottweil anzubieten. Möglichkeiten zur Anmeldung werden an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

3. Indirekte Teilnahme mit einem schriftlichen Statement
Im Vorfeld des RomLabs werden kurze schriftliche Statements von romanistischen Fachdidaktiker:innen zum Schlagwort „Fremdsprachenspezifische digitale Kompetenz“ erbeten. Die gesammelten Statements werden im RomLab vorgestellt und diskutiert. Die Abgabe eines Statements kann unabhängig von der physischen Teilnahme am RomLab erfolgen. Hierfür wird im Frühjahr 2025 noch ein gesonderter Call mit genaueren Hinweisen folgen. Die Abgabe ist für den 15.08.2025 geplant.

Bibliographie
Arriagada, M. (Ed.) (2024). Sprachmittlung: Mediación en un mundo digital. Der fremdsprachliche Unterricht Spanisch, 84.

Buechel, L. L., Sánchez, V. & Christopher, S. (Ed.) (in Vorbereitung): Intelligente Nutzung generativer KI im Fremdsprachenunterricht. Babylonia 1/2025.

Europarat (2020). Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. Begleitband. Klett.

Europäische Kommission, Gemeinsame Forschungsstelle, Redecker, C., Punie, Y. (2017). European framework for the digital competence of educators: DigCompEdu, Publications Office. https://data.europa.eu/doi/10.2760/159770

Gruber, A. (2023). Künstliche Intelligenz im Kontext Fremdsprachenlernen und -lehren: Herausforderungen und Möglichkeiten. In: L. Kovács (Ed.), Künstliche Intelligenz und menschliche Gesellschaft (pp. 157–166). De Gruyter Oldenbourg. https://doi.org/10.1515/9783111034706-011

Kessler, M. (2024). Digital Multimodal composing: Connecting Theory, Research and Practice in Second Language Acquisition. Multilingual Matters. https://doi.org/10.21832/9781800416680

Kultusministerkonferenz (2023). Bildungsstandards für die erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) für den Ersten Schulabschluss und den Mittleren Schulabschluss (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 15.10.2004 und vom 04.12.2003 i.d.F. vom 22.06.2023). https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2023/2023_06_22-Bista-ESA-MSA-ErsteFremdsprache.pdf

Plötner, K. & Nowotny, F. (2023). Fremdsprachendidaktik meets 360° & Virtual Reality. Studierendenperspektiven im Master Lehramt. MedienPädagogik, 51, 131–150. https://doi.org/10.21240/mpaed/51/2023.01.15.X.

Reinhardt, J. (2023). Sprachbewusstheit 2.0: Digitalised Language Awareness. PFLB – PraxisForschungLehrer*innenBildung, 5(3), 258–281. https://doi.org/10.11576/pflb-6389

Rossa, H. & Wilden, E. (2024). Was bedeutet es, eine Fremdsprache zu können? Bildungsstandards für die erste Fremdsprache als unterrichtsbezogener Referenzrahmen und Instrument politischer Steuerung. Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, 35(1), 5–22.

Schulz, L. (2021). Lehren mithilfe digitaler Tools in inklusiven Lernsettings. Raabe.Wengler, J. (Ed.) (2023). Digitales Schreiben. Der fremdsprachliche Unterricht Französisch, 181.