RomLab 1

Zurück zur RomLab-Übersicht

Romanistik im Experiment (RomEx)

39. Romanistiktag Universität Konstanz | 22.–25. September 2025

RomLab-Leitung und Kontakt
Linda Bäumler (Universität Wien)
Irene Fally (Universität Wien)
Pamela Goryczka (Universität Wien)
Andrea Pešková (Freie Universität Berlin)

Ziele und Inhalt
In Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Gymnasium und dem Ellenrieder-Gymnasium Konstanz möchten wir im Rahmen unseres RomLabs „Romanistik im Experiment“ Schüler*innen der Oberstufe die Möglichkeit bieten, in ausgewählte sprachwissenschaftliche Themen einzutauchen, die Welt der romanischen Sprachen durch innovative und experimentelle Ansätze zu entdecken und ihnen somit die Romanistik als mögliches Studienfeld vorstellen. Das RomLab ist in zwei Teile gegliedert: Am Vormittag steht das „RomEx für Schülerinnen“ auf dem Programm, gefolgt von einem Nachmittagsprogramm,
das sich nicht nur an Schülerinnen, sondern auch an ein breiteres Publikum richtet.

Vormittagsprogramm
Das Vormittagsevent ist ein strukturiertes Programm für Schulgruppen. Es beginnt um 9:00 mit einem kurzen Blick auf die Verbreitung und Vielfalt der romanischen Sprachen sowie einer Einführung in die wichtigsten Aufgaben der Sprachwissenschaft, gefolgt von vier konkreten und interaktiven Themen. Je nachdem, wie viele Schülerinnen teilnehmen werden, werden die einzelnen Themen im Rahmen eines Museumsrundgangs von den Schüler*innen in Kleingruppen entdeckt, oder im angeleiteten Plenum erarbeitet. In jedem Fall werden die Schülerinnen nicht nur mit theoretischem Input versorgt, sondern können in interaktiven Übungen selbst an Experimenten teilnehmen und so die linguistische Forschung entdecken.

Mit dem ersten Thema aus dem Bereich der Korpuslinguistik, die sich mit dem Aufbau,
der Aufbereitung und der Auswertung von sprachlichem Material beschäftigt, möchten wir ein
sprachliches Phänomen untersuchen und bestehende Hypothesen überprüfen. Konkret werden
wir uns auf das den Schülerinnen bekannte Phänomen „Gendern“ konzentrieren. Anhand eines bereitgestellten Korpus untersuchen die Schülerinnen, welche Formen der
geschlechtergerechten Sprache (Hellinger/Bußmann 2003) im Französischen bzw. Spanischen
zum Einsatz kommen. Auf diese Weise erhalten sie Einsicht in die konkrete Sprachverwendung
und auch den sprachlichen Wandel, der sich gerade in der Romania vollzieht.

Mit dem zweiten Thema aus dem Forschungsgebiet Linguistic Landscape, das sich mit
sämtlichen im öffentlichen Raum wahrnehmbaren sprachlichen Zeichen beschäftigt, wollen wir
anhand der Daten aus der LingScape-App (Purschke 2021) die Sprachlandschaft der Großstädte
wie Berlin oder Wien entdecken und die Rolle der romanischen Sprachen in dieser diskutieren.
Darüber hinaus entdecken die Schüler*innen virtuell die Linguistic Landscape ihrer Heimatstadt Konstanz: Sie nehmen Einblick in die romanischen Sprachen, aber auch in ihre Herkunftssprachen, die in der Stadt präsent sind.

In unserem dritten Thema, der forensischen Linguistik, möchten wir mit den Schüler*innen diskutieren, ob man sich nach längerer Zeit an eine bestimmte menschliche Stimme erinnern kann. Wir stellen eine Perzeptionsstudie über die Verlässlichkeit von Ohrenzeugen aus dem Jahr 1937 von McGehee vor, die auf dem berühmten Fall der Lindbergh-Entführung von 1932 beruht.

Das vierte Thema führt in die Forschung des Spracherwerbs ein. Zum einen werden wir uns mit Mechanismen und Theorien des Spracherwerbs und der Sprachentwicklung auseinandersetzen. Dabei fokussieren wir uns auf ausgewählte Phänomene (z. B. Erwerb des Artikelsystems) und beleuchten diese aus der Sicht von einsprachig und mehrsprachig aufwachsenden Kindern (Anderssen/Kupisch 2024). Zum anderen werden wir uns mit Sprachstörungen (z. B. Aphasien) beschäftigen, die uns Auskunft darüber geben können, wie Sprache im Gehirn verarbeitet wird (Rossi/Bastiaanse 2008).

Das Vormittagsprogramm schließen wir mit einem unterhaltsamen Quiz ab, bei dem die
Schüler*innen ihr neuerworbenes Wissen noch einmal testen und sogar kleine Preise gewinnen können.

Nachmittagsprogramm
Der Nachmittag ist für eine breitere Öffentlichkeit und als Individualprogramm gestaltet. Ähnlich wie in einem Museum können Besucher*innen in zwei verschiedenen Räumen Einblicke in aktuelle Forschungsmethoden der Sprachwissenschaft bekommen und selbst kleine Experimente testen. Wir konnten bisher zwei Kolleginnen von der Universität Konstanz als Vortragende gewinnen: Laura Hund und Svenja Krieger bringen den Teilnehmenden Eye-tracking näher. Ein weiterer Gast (noch im Gespräch) wird Einblicke in die experimentelle Phonologie bieten: Die Besucher*innen werden dabei die wissenschaftliche Erforschung der Sprachproduktion entdecken; indem sie sich selbst aufnehmen, können sie ihre eigenen Laute sichtbar machen und mit dem Phonetikprogramm Praat (Boersma/Weenink 2024) analysieren. Eigene Laptops können gerne mitgebracht werden!

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Andrea Pešková.

Programm

Mo., 22.9.2025Sprachwissenschaftliches RomLab
RomEx für Schüler*innen
8:45-9:00Treffen
9:00-9:05Willkommensworte
9:05-9:30Romanische Sprachen und Aufgabe der Sprachwissenschaft
9:30-10:00Korpuslinguistik
10:00-10:30 Linguistic Landscape
10:30-10:45Pause
10:45-11:15Forensische Linguistik
11:15-11:45Spracherwerb
11:45-12:15Quiz mit Preisen
12:15-14:00 Mittagspause (Mensabesuch)
RomEx für Schüler*innen und interessiertes Publikum
14:00-16:00Arbeit mit Eye-Tracker (Raum A)
14:00-16:00Arbeit mit Praat (Raum B)

Team

  • Linda Bäumler ist Postdoc an der Universität Wien und arbeitet in ihrer Forschung hauptsächlich zu Phonetik und Phonologie des Spanischen undFranzösischen, Sprachkontakt und Spracherwerb.
  • Irene Fally ist Doktorandin an der Universität Wien. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Morphologie, insbesondere der Wortbildung, desFranzösischen, Italienischen und Portugiesischen, der kognitiven Verarbeitung von Spracheund Spracherwerb.
  • Pamela Goryczka ist Doktorandin an der Universität Wien. In ihrer Dissertation setzt sie sich mit der Verbproduktion und Verbflexion italienischer Sprecher*innen mit Aphasie auseinander. Sie beschäftigt sich vor allem mitVerbalmorphologie, Nominalsyntax und theoretischen Grammatikmodellen und derenNutzen in der angewandten Sprachwissenschaft.
  • Andrea Pešková ist Leiterin des DFG-Projekts „Produktion und Perzeption von Geminaten im Italienischen als Fremdsprache“ an derFreien Universität Berlin. In der Forschung konzentriert sie sich auf die Phonologie, Prosodie und Syntax der romanischen Sprachen; Sprachkontakt und Spracherwerb gehören zu ihren Hauptinteressengebieten.

In Kooperation mit

  • Laura Hund, Svenja Krieger und ein weiterer Gast (tba) (Universität Konstanz)
  • Martina Angele und Iris Rüger (Humboldt-Gymnasium)
  • Franziska Holzapfel (Ellenrieder-Gymnasium)

Bibliographie
Anderssen, Merete & Tanja Kupisch (2024): Determiners in monolingual and bilingual first language acquisition. In Martina Wiltschko & Solveig Armoskaite (Hrsg.), The Oxford Handbook of Determiners. Oxford: OUP.

Boersma, Paul, & David Weenink (1992–2024): Praat: Doing Phonetics by Computer. http://www.praat.org

Hellinger, Marlis & Hadumod Bußmann (Hrsg.) (2003): Gender Across Languages: The linguistic representation of women and men. 3 Bde. Philadelphia: John Benjamins.

McGehee, Frances (1937): The reliability of the identification of the human voice. Journal of General Psychology, 17, 249–271.

Purschke, Christoph (2021): Crowdscapes. Participatory research and the collaborative (re)construction of linguistic landscapes with Lingscape, Linguistics Vanguard 7(s1).

Rossi, Eleonora & Roelien Bastiaanse (2008): Spontaneous Speech in Italian Agrammatic Aphasia: A Focus on Verb Production. Aphasiology, 22(2), 347–362.